Werbeträger über den Aufbau des Kanals von Schur
Der Kanal von Schur, in der Vergangenheit auch Umlaufkanal, Moravod, Neues Seilloch oder Jüdischer Kanal genannt, ist eine künstliche Entwässerungsanlage in dem südwestlichen Teil der Slowakei. Mit seiner 17 km Länge umläuft er die Kataster der Gemeinde Pezinok (Bösing), Sväty Jur (Sankt Georgen), Vajnory (Weinern), Iwanka an der Donau und Zálesie, wo er in die Kleine Donau mündet. Ihr Flussbett führt die von den Hängen der Kleinkarpaten fließenden Bachgewässer in das Naturschutzgebiet Schur ab. Dieses Gebiet ist durch seine seltsame Entstehungsweise vor zehntausend Jahren, im Jüngeren Quartär, in einer Vertiefung entlang der östlichen Hänge der Kleinen Karpaten eine einzigartige Naturerscheinung. Es entstand hier ein großer flacher See, der allmählich mit Wasser aufgefüllt und mit schotter-sandigen Sedimenten abgelagert wurde. In seinem seichten Wasser gedeihen verschiedene Pflanzen, aus denen sich Torf bildete. So entstand langsam Schur – ein undurchdringbares Moorgebiet, mit Bäumen und anderen Pflanzen bedeckt, im Laufe des Jahres oft wasserüberflutet, erstreckt sich von der Stadt Modra bis Iwanka. Der Morast bildete für die Bewohner der Gegend eine natürliche Vorratskammer an Wild und Vögel sowie ein Trinkwasserreservoir. Zugleich aber wurde das Moorgebiet zum Hindernis für die Erweiterung der landwirtschaftlichen Flächen. Schon im Mittelalter bemühte man sich um seine teilweise Austrocknung. 1896 wurde über Schur ein Kanal ausgehoben, wodurch der Spiegel seiner Wassersströme wesentlich sank. Mit der Zeit wurde der Kanal wieder mit Ablagerungen abgesetzt und der Wasserspiegel erreichte die ursprüngliche Höhe. Schon damals haben die Naturwissenschaftler auf den außergewöhnlichen Wert der Fauna und Flora dieses Gebietes hingewiesen. Trotz aller Bemühungen um seine Rettung entstand 1929 ein Regierungsprojekt für die vollständige Liquidierung des Schur-Gebiets von Svätý Jur (Sant Georgen), wurde jedoch wegen der Wirtschaftskrise gestoppt. Nach Entstehung der sog. Slowakischen Republik entstand ein Projekt, genannt Bahnot, das dieses Problem lösen sollte. (Geschehnisse um diese Situation schildert in seinem Roman „Die Heilige Finsternis“ der Schriftsteller František Hečko, wo die Gemeinde Bahnoty heißt, daher Name des Projektes). Seit 1938 wurde hauptsächlich seitens des Regierungskommisars der Stadt Svätý Jur in dieser Richtung starker Druck ausgeübt, weil die Einwohner auf diesem Gebiet über 3000 ha Grundstücke besaßen, die sie nach der Melioration landwirtschaftlich ausnützen wollten. Für geräumige Erdarbeiten wurden die Angehörigen der Arbeitskräfte der nationalen Verteidigung eingesetzt. Den Arbeitskorps bildeten überwiegend Personen slowakischer Nationalität, die hierher aus gesundheitlichen oder disziplinären Gründen eingesetzt wurden, sowie auf Grund ihrer Rasse eingesetzte Juden und Zigeuner (damaliger Begriff). Gerade sie haben den ausgedehnten Entwässerungskanal von Pezinok bis zur Mündung der Kleinen Donau bei Zálesie aufgebaut. Es wurde auch Zwangsarbeit der jüdischen Häftlinge aus den Konzentrationslagern, später auch der Roma (Sinti) und der politischen Gefangenen ausgenutzt. Ebenfalls die Bewohner der anliegenden Gemeinden nahmen an den Arbeiten teil. Der Aufbau des Schur-Kanals wurde 1943 beendet und danach sollte eine weitere Etappe – Bau einer Ferienkolonie Háj (Hain) auf dem Gelände von Panónsky háj (Der Hain von Pannonien) folgen. Diese wurde bis Ende des Krieges und auch danach nicht realisiert. Der Kanal von Schur dient bis zur heutigen Zeit als bedeutendes Wasser –Meliorationswerk, sein Durchfluss wird in der Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde geregelt, damit der Schutz des international bedeutsamen Moors im Nationalen Naturschutzgebiet Schur gewährleistet wird.
2021 wurde durch die Initiative der Historischen Gesellschaft von Iwanka auf dem rechten Donauufer ein Werbeträger aufgebaut – zur Erinnerung an dieses bedeutende Meliorationswerk und an die Menschen die es in den schweren Jahren des zweiten Weltkrieges aufgebaut haben.